Unser Kind lässt kaum mehr Raum für die Zweierbeziehung


Unser Sohn ist nun schon 2 Jahre alt, wir lieben ihn sehr. Doch die Probleme zwischen mir und meinem Mann häufen sich. Wir finden fast keine Zeit mehr füreinander. Er sagt, er fühle sich von mir nicht mehr geliebt. Und ich habe das Gefühl, kein Leben mehr zu haben. Alles dreht sich um das Kind. Und wenn mal nicht, streiten wir.

David Siegenthaler

25.10.2018, Luzerner Zeitung

Die Freude auf ein Kind ist gross. Viele Paare gehen davon aus, dass man einander durch eine Familie noch näherkommt. Doch führt ein Kind zur Überforderung, wird es zum Risiko für die Paarbeziehung. Dabei wäre

es doch schön, eine gemeinsame Lebensaufgabe zu haben. Doch Kinder benötigen viel Zeit und Aufmerksamkeit.

Sie bedeuten Verzicht auf einen Teil der eigenen Bedürfnisse. Je mehr Bedürfnisse ungestillt sind, umso mehr reagieren Menschen mit Wut und Trauer. Vielleicht muss ein Elternteil eine Zeitlang punkto Beruf und Karriere kürzertreten. Die Zeit für Freundschaften wird knapper. Momente, die man für sich alleine hat, werden seltener. Und die Zweisamkeit steht auf einmal nicht mehr an erster Stelle. Neu ist das Kind zum Mittelpunkt der Familie geworden. Die körperliche Nähe wird oftmals durch das Kind besetzt oder durch einen Streit zwischen den Eltern verhindert.

Auszeiten und Rituale

Organisieren Sie sich persönliche Auszeiten, alleine wie auch als Paar. Spannen Sie Ihre Familie, Ihren Freundeskreis oder Dienstleister wie Krippen oder Babysitter ein, die Ihnen Auszeiten für Regeneration ermöglichen können. Es gibt auch unterstützende Vereine wie die Familienhilfe Kanton Zug oder die
«Rotkäppchen – Kinderbetreuung zu Hause» in Luzern. Um sich dann als Paar wieder zu finden, braucht es nicht grosse Gesten oder wertvolle Geschenke. Kleine Rituale können helfen, Ihre Beziehung zu pflegen und dem Partner Nähe zu zeigen. Damit stärken Sie das Vertrauen zueinander und Ihre Beziehung als Paar und als Eltern.

Jeder erzählt 5 Minuten

Dazu empfiehlt sich die Übung des «5-Minuten-Gesprächs». Es ist wichtig, dass störende Faktoren beiseitegelegt werden. Also kein TV, keine Musik, das Handy ausgeschaltet. Jede Person erzählt täglich 5 Minuten von sich, was sie während des Tages erlebt hat, wie es ihr geht und was sie gerade so beschäftigt. Wenn Pausen entstehen, sollen sie auch Raum haben. Die andere Person schweigt, bewertet nicht und stellt keine Fragen, hört einfach nur zu. Dann wird gewechselt. Zum Abschluss können Sie sich gegenseitig noch Fragen stellen, und geben Sie sich gegenseitig ein Kompliment. Fällt Ihnen nichts ein, ist auch schon das Danken für das Zuhören eine schöne Geste. Knüpfen Sie die Übung an einer alltäglichen Tätigkeit an wie das Abendessen oder das Zubettgehen. Wenn Sie die 5 Minuten problemlos ausfüllen, können Sie die Gesprächszeit pro Person auf 10 Minuten erhöhen. Die Übung klingt simpel. Doch 5 Minuten über sich und seine Gefühle zu reden, ist gerade nach Monaten oder Jahren des Streites schwierig. Das Ritual bietet eine gute Basis, um sich auf eine neue Art zu begegnen. Sie müssen und können als Eltern und als Paar keinen perfekten Job abliefern. Setzen Sie Ihre eigenen Erwartungen auf ein Mass, das für Sie beide gut erreichbar ist und Ihnen auch kleine Pausen und Erholung bieten kann.

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